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Schwarmbeuten für freie Bienenschwärme

  • Urs
  • 19. Apr.
  • 5 Min. Lesezeit

Die Überlebensrate von Bienenvölkern liegt in der Natur bei ca. 50%. Über gut gebaute Schwarmbeuten versuche ich nach den Verlusten des Jahres 2024 neue Bienen-Schwärme zu überzeugen, sich bei uns auf Combe Prunde anzusiedeln.


Winter / Frühling 2024

Im Frühling 2024 sind 3 unserer 4 Bienenvölker gestorben, weil sie mit den langen Regenphasen bis Ende Juni schlicht nichts zu fressen hatten und auch keine Pollen für die Aufzucht der Larven fanden. Und das, nachdem sie den langen, sehr nassen Winter gut überlebt hatten!


Mit genügend Honigreserven ist für die Bienen nicht der Winter die kritische Periode!
Mit genügend Honigreserven ist für die Bienen nicht der Winter die kritische Periode!

Meine strikt natürliche Haltung der Bienen liess keine Fütterung zu, was man durchaus anzweifeln darf. Ich hatte jedoch keinen Eigenhonig zu Verfügung, da ich in den meisten Jahren den Bienen keinen Honig nehme und ich hätte mit Zucker füttern müssen, was mir klar widerstrebt.

Ein Volk hat die schwierige Zeit trotzdem überlebt, was zeigt, dass ein starkes Volk durchaus auch eine wirklich anhaltende Schlechtwetterphase überleben kann.


Warum ist die Phase April / Mai entscheidend für das Überleben?

Wenn im Spätwinter die ersten Sonnenstrahlen durchs Flugloch zu blinzeln, tut sich auch im Bienenstock langsam etwas. Die Bienen beginnen, sich zu regen – zwar noch behutsam, aber mit spürbarem Tatendrang. Drinnen, in der dunklen Wärme des Stocks, fällt eine der wichtigsten Entscheidungen des Bienenjahres: Wann ist der richtige Moment, um wieder mit der Brut zu beginnen?


Biene und Wildbiene auf Huflattich (21. Februar)
Biene und Wildbiene auf Huflattich (21. Februar)

Es ist ein Balanceakt, bei dem das Volk all seine Erfahrung und Instinkte einsetzt. Ist es draußen schon warm genug? Reichen die aktuelle Tracht und der Futtervorrat aus, um die kommenden Wochen zu überstehen? Denn sobald die Königin beginnt, Eier zu legen, müssen die Ammenbienen die Brut wärmen und füttern – selbst wenn draußen noch Schnee liegt.

Doch warum ist dieser Zeitpunkt so wichtig?

Weil mit der ersten Brut der Generationenwechsel eingeleitet wird. Die Winterbienen, die seit dem Herbst durchgehalten haben, gehen allmählich an ihr Lebensende. Sie haben das Volk durch die kalten Monate getragen, ohne zu sammeln, ohne zu bauen – ihr einziger Auftrag war es, durchzuhalten.

Die neuen Bienen, die jetzt geboren werden, sind anders. Sie sind Sommerbienen – voller Energie, aber auch mit einem kurzen, intensiven Leben. Nur wenige Wochen bleiben ihnen, um Nektar zu sammeln, Pollen einzutragen, Waben zu bauen, das Volk wachsen zu lassen.

Wenn dieser Zyklus zu spät beginnt, hat das Volk später nicht genug Kraft für die erste große Tracht im Frühling – und verpasst damit eine entscheidende Phase des Jahres. Beginnt er zu früh, drohen Frost, Futtermangel und unnötige Verluste.

Deshalb ist dieser unsichtbare Moment, wenn die erste Brut im neuen Jahr ins Wabenwerk gelegt wird, so bedeutend. Er ist der leise Startschuss in ein neues Bienenjahr – und sein Timing entscheidet oft das Schicksal des ganzen Volkes.


Bienen anfang April bein Polleneintrag. Die gelben Spuren auf dem Holz sind Pollen!


Folgt nun auf eine Schönwetterphase eine sehr lange Regenperiode von mehreren Wochen, gelingt es den Bienen nicht, die Aufzucht zu füttern und die Larven oder Jungbienen sterben. Und da die Winterbienen, die die Aufzucht übernehmen, nach ca. 6 -7 Monaten altershalber ebenfalls sterben, kann es sein, dass so das ganze Bienenvolk stirbt.


Der Bienenschwarm

Irgendwann im späten Frühling (bei uns auf 900m meist im Mai) liegt eine besondere Spannung in der Luft – eine Art Summen, das selbst der aufmerksamste Beobachter nur erahnen kann. Im einem grossen, gesunden Bienenvolk wächst der Drang, sich zu teilen. Es wird eng im Stock, die Königin legt unermüdlich Eier, junge Bienen schlüpfen im Minutentakt. Das Volk ist auf dem Höhepunkt seiner Kraft – und bereit für etwas Größeres.

Dann kommt dieser eine Tag: warm, sonnig, windstill. Plötzlich bricht es los. Tausende Bienen strömen aus der Beute, schwirren durcheinander, sammeln sich zu einer gewaltigen, lebendigen Wolke. Ein Schwarm ist ausgezogen. Mitten darin: die alte Königin, geführt von den Instinkten eines uralten Naturereignisses.

Das Schwärmen ist nicht etwa Chaos – es ist ein Akt der Erneuerung. Das Bienenvolk vermehrt sich nicht durch Einzelbienen, sondern als Ganzes. Der Schwarm ist sozusagen der "Samen" des alten Volkes, der sich aufmacht, neues Leben zu gründen. Zurück bleibt das Muttervolk mit junger Brut, aus der alsbald die neue Königin schlüpft.

Doch wohin nun mit all der geballten Lebensenergie?

Zunächst hängt sich der Schwarm oft in einen Baum oder Strauch – eine provisorische Rast.


Bienenschwarm am Ahorn
Bienenschwarm am Ahorn

Von dort aus beginnt eine der faszinierendsten Phasen des Bienenseins: die Wohnungssuche. Späherinnen fliegen aus, erkunden Höhlen, Hohlräume, alte Baumstämme, Dachböden – jede bringt ihre Eindrücke zurück. Dann beginnt eine lebhafte Diskussion, ganz ohne Worte, nur mit Tänzen. Je überzeugter eine Biene ist, desto leidenschaftlicher tanzt sie. Andere folgen, überprüfen, tanzen mit – oder nicht.

Stunden, manchmal Tage später, ist die Entscheidung gefallen. Der Schwarm hebt ab, fliegt gemeinsam, wie ein einziger Organismus, an seinen neuen Ort. Dort beginnt er von vorne: Waben bauen, Königin setzen, Brut anlegen. Ein neues Volk entsteht – getragen von der Kraft des Alten, aber mit einer ganz eigenen Geschichte.


Freier Bienenschwarm beim Bezug einer leeren Warrébeute vor unserem Kotta.



Wählerisch mit gutem Grund

Was auf den ersten Blick aussieht wie ein wilder Aufbruch ins Ungewisse, ist in Wahrheit ein hochorganisierter Prozess. Die Bienen wählen ihren neuen Wohnort nicht zufällig – im Gegenteil: Sie folgen einem erstaunlich präzisen Anforderungsprofil, das in unzähligen Studien, aber auch durch Beobachtung in der Praxis immer wieder bestätigt wurde.


Neben dem Volumen und der Trockenheit der Behausung achten sie auf weitere entscheidende Faktoren:

  • Höhe über dem Boden: Idealerweise befindet sich der neue Nistplatz mindestens 2 bis 5 Meter über dem Boden. Das bietet Schutz vor Feinden, Feuchtigkeit und zu starker Bodenabstrahlung in der Nacht.

  • Ausrichtung: Der Eingang sollte nicht direkt nach Norden zeigen. Besonders beliebt sind Ost- oder Südostausrichtungen, sodass die Morgensonne das Flugloch früh erwärmt und das Volk sanft weckt.

  • Sonneneinstrahlung: Bienen bevorzugen Plätze, die nicht dauerhaft im Schatten liegen, aber auch keine pralle Mittagshitze abbekommen. Halbschattige, warme Plätze mit leichter Sonnenlage am Vormittag gelten als optimal.

  • Das Flugloch sollte nicht zu gross sein, damit sich der kleine Schwarm gut gegen Fressfeinde und Honigräuber wehren kann.

  • Bienen bevorzugen Behausungen , die bereits von Bienen bewohnt waren und Wachs- , Propolisreste sowie allenfalls sogar alte intakte Natur-Waben beinhalten.


Klassische Imker positionieren die Beuten vielfach an der prallen Sonne, damit die Bienen länger sammeln und die grossvolumigen Beuten überhaupt gefüllt kriegen. Meist ist es auch nicht im Interesse des Imkers, die Beuten hoch oben zu plazieren. Das Handling für die vielen Eingriffe wäre so schlicht zu kompliziert.

Für mich jedoch ging es darum, den Bienen ein so natürliche Behausung wie möglich anzubieten und das habe ich wie folgt umgesetzt.



Die Schwarmbeute meiner Wahl

Ich bin auch für die Schwarmbeuten im Moment von meinen Warrébeuten ausgegangen, da ich die eigene, naturnähere Beute noch immer nicht umgesetzt habe.

Da die Bienen die Behausung gezielt und nach Kriterien aussuchen ist es für mich undenkbar, den Schwarm in der Schwarmbeute nur einzufangen und dann umzusetzen, wie dies meist gemacht wird. Ich baue die Schwarmbeuten, um sie dann am selben Ort zu belassen, wenn die Bienen eingezogen sind.


Die Basis bilden vier auf einem Quadrat von ca. 40x40cm eingeschlagene Akazienpfosten, die in etwa gleich lang sein sollten. Oben schraube ich an allen vier Seiten jeweils an beide Pfosten ein mit der Wasserwaage ausniveliertes Brett an, um eine ebene Fläche hinzukriegen. Da drauf schraube ich mit Brettern eine Plattform von ca. 50x50cm, die jetzt recht genau in der Waage sein sollte. Die Höhe liegt oberkant auf ca. 1.70m.

Auf diese Plattform schraube ich die Bodenplatte der Beute und baue die Beute mit einem oder zwei Elementen oben drauf.




Ich habe so gut wie möglich ost oder süd-ost Ausrichtung des Fluglochs gewählt. Die Standorte gewähren alle Schutz vor der Mittags- und Nachmittagssonne. Die Beute habe ich jeweils mit ein oder zwei alten, aber sauberen Waben bestückt.


Nun gilt es zuzuwarten und sich überraschen zu lassen. Bienenschwärme suchen sich normalerweise 500 Meter - 2km von ihrem alten Zuhause ein neues Heim, können aber auch mal 3-5km zurücklegen auf der Suche nach einer neuen Behausung. Ich hoffe, sie schauen bei uns vorbei!





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